Den US-Amerikanern JUNIUS kommt somit kein klassischer Opener-Posten zu, sondern man steht schon kurz vor 20 Uhr vor einer beachtlichen Zuschauermenge. Der Sound ist wuchtig, leider manchmal etwas zu dumpf und basslastig. Zunächst wissen die Jungs aus Boston mit ihrem spacigen Mix aus Indie, Post Rock und Doom aller Augen und Ohren auf die Bühne zu bannen. Mit der Zeit ähneln sich Gesang und Songabläufe aber zu sehr, als dass es ca. 40 Minuten lang spannend bleiben kann. Mitunter ist einiges davon dem lauten, undifferenzierten Gesamtklang zur Last zu legen, welcher zahlreiche Melodietöne verschluckt. Die introvertierte und doch leidenschaftliche Performance passt indes sehr gut zu JUNIUS, deren Frontmann Joseph (unter Kapuze und Vollbart versteckt) immer wieder an Bands wie The Cure oder Travis erinnert. Und das ist an dieser Stelle nicht negativ zu verstehen.
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause starten ALCEST mit dem andächtig schwebenden 'Autre temps' vom aktuellen Longplayer "Les voyages de l'ame" in ihr Set. Mittlerweile wissen Neige und seine Mitstreiter auch große Bühnen zu nutzen und zeigen sich weitaus weniger introvertiert, als noch vor einigen Jahren. Musikalisch beweisen sie auch immer noch Geschick beim Umschiffen der Untiefen des Kitsch. Live-Gitarrist Zero beeindruckt ebenfalls wie zuvor mit seinen hohen Harmony-Vocals.
Zwischen den warmen Soundwogen gibt's auch mehr als einmal Neiges Krächzstimme zu hören, die wahrhaft Gänsehautmomente mit sich bringt.
Die Songauswahl berücksichtigt, obwohl die Show nach sechs Tracks bereits vorbei ist, alle drei vollwertigen Alben der letzten fünf Jahre.
Dabei stechen besonders die im letzten Drittel intonierten 'Percées de lumière' von "Ecailles de lune", sowie das positiv-entspannte und mit sphärisch grün-blauer Lightshow begleitete 'Summer's Glory', hervor.
Nach einem artigen Dank an Junius, Katatonia und die Konzertgäste ist zugabenlos Feierabend.
Als KATATONIA nach einem düster-rauschenden Intro mit Spoken-Word-Samples loslegen, wird es an diesem Sonntagabend nochmal richtig laut. 'The Parting' vom aktuellen "Dead End Kings"-Album dient dabei als kontrastreicher Opener. Sowieso bleiben Kontraste sowohl optisch, als auch akustisch während des gesamten Gigs vordergründig.
Frontmann Jonas Renkse ist im Laufe des vergangenen Jahrzehnts zwar immer besser geworden, nutzt melodische Koloraturen und hat seine melancholisch-entrückte Stimme gut im Griff, versteckt sich ansonsten aber hinter seiner schwarzen Matte und hat abgesehen von austauschbaren Danksagungen nicht viel mitzuteilen. Da würden keine Ansagen schon besser passen. Die Instrumentalfraktion präsentiert sich ebenbürtig fähig und eingespielt. Anders (streut an vereinzelten Stellen Growls ein), Per und Niklas posen dabei allerdings ordentlich und laufen dazu permanent enthusiastisch über die Bühne. In der Setlist geht es trotz eines Schwerpunktes auf die Veröffentlichungen seit "The Great Cold Distance" bis in die späten 90er zurück, sodass sich Altfans über 'Omerta' oder 'Teargas' freuen. Der Klassiker "Brave Murder Day" bleibt jedoch außen vor. Ansonsten überzeugen die Schweden mit modernen, harten, kompakten, aber komplexen Songs: 'Buildings', 'Deliberation', 'Forsaker', 'Burn The Remembrance', 'July', 'The Longes Year' - jeder Zuschauer kann nach seiner Fasson bangend, biertrinkend oder besinnlich glücklich werden. Nach einem drei Songs umfassenden Zugabenteil endet mit dem entrückt-verschachtelten 'Leaders' ein rund 90-minütiges Set, in dem KATATONIA sich 2012 als überzeugender und relevanter denn je bewiesen haben.
SETLIST KATATONIA
The Parting
Deliberation
My Twin
Burn The Remembrance
The Racing Heart
Lethean
Teargas
Strained
The Longest Year
Soil's Song
Omerta
Sweet Nurse
Deadhouse
Ghost Of The Sun
July
Day And Then The Shade
Dead Letters
Forsaker
Leaders