Wer die Erfahrungsberichte aus Wacken mitverfolgt hat oder sogar selbst vor Ort war, dem dürfte im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe des SUMMER BREEZE OPEN AIR angst und bange geworden sein. Immerhin versank das mittelfränkische 45.000-Seelen-Festival 2022 nach tagelangen Regengüssen ebenfalls im Schlamm, wenn auch nicht so dramatisch wie das W:O:A in diesem Jahr.

Schön, dass Hanau weiterhin im Programm der Burgentour ist, auch wenn die Stadt am Main keine Burg zu bieten hat. Ist auch nicht tragisch, denn das Amphitheater, unmittelbar am Barockschloss Phillippsruhe auf der Frankfurter Mainseite gelegen, ist ein perfekter Austragungsort für die „Carpe Noctem“-Sommertour von IN EXTREMO.

Die aktuelle IN EXTREMO-Rundreise firmiert unter dem Titel "Carpe Noctem-Burgentour". Das Amphitheater in Hanau ist zwar alles andere als eine Burg (da hätte man in die unweit gelegene Ronneburg ausweichen müssen), ist aber dennoch eine wunderbare Location für das heutige Open Air.

IN EXTREMO feiern dieses Jahr ihr 25-jähriges Bandjubiläum – und das gebührend mit Studioalbum Nummer 13. Der Nachfolger von „Quid Pro Quo“ wurde mit dem Titel „Kompass zur Sonne“ bedacht und Ende Januar am Berliner Standort von Universal Music hoch über der East Side Gallery zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Bei Obst und Schokolade gewährten uns Sänger Michael Robert Rhein, Bassist Kay Lutter und Multiinstrumentalist Boris Pfeiffer einen Höreindruck der zwölf neuen Songs.

Die Jugendzeit von Michael Rhein fällt mitten in die wilden Achtziger. Da der IN EXTREMO-Sänger bekanntlich mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet ist, dauert es nicht lange, bis er in den Fokus der Sicherheitsbehörden gerät. Doch Rhein weiß sich zu helfen. Ein Lehrstück über den bizarren Musikeralltag in der DDR.

IN EXTREMO-Bassist Kay Lutter veröffentlichte 2017 das Buch „Bluessommer“, einen Roman über die Musikszene der DDR. Die dort (noch) fiktive Band Monomann hat er zusammen mit Michael Rhein für seine Lesereise im Winter 2017/2018 auf die Bühne gebracht. Man spielt vornehmlich Songs der systemkritischen Band Freygang, bei der Lutter den Bass spielte und der glühende Freygang-Verehrer Michael Rhein einst im Vorprogramm mit No. 13 auftrat.

Zweite Runde für das Rock im Revier: Nachdem das Festival im vergangenen Jahr zum Unmut der Fans vom Nürburgring in die ca. 200 Kilometer entfernte Veltins-Arena in Gelsenkirchen verlegt wurde, sollte die zweite Auflage eigentlich ebenfalls in der "verbotenen Stadt" stattfinden. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Im vergangenen Februar gab der Veranstalter bekannt, dass die Location "aufgrund von Lautstärkeregulierungen" erneut verlagert wird, diesmal in die deutlich kleinere Westfalenhalle 1 in Dortmund.

Sommerzeit ist Festivalzeit, und wenn das Rockharz Festival im Harz mit einem derart starken Line-up zum Tanz bittet, kann man als Metal-Fan natürlich unmöglich Nein sagen.