Bruce Dickinson - Tyranny Of Souls
Label:
Mayan/Warner
Dauer:
43:34
:
23.05.2003
Ausgabe:
Rock Hard Vol. 387
Wertung
*
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Klassiker
4 Minuten
23.07.2019, 22:00

BRUCE DICKINSON

Tyranny Of Souls

Review
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Wirklich nichts gegen „aktuelle“ Maiden, also Maiden seit der Jahrtausendwende und BRUCE DICKINSONs Rückkehr mit „Brave New World“ (auch wenn nicht jedes Album ein Volltreffer war...), aber die beste Platte seit dem Jahr 2000, auf der die „Air Raid Siren“ zu hören ist, ist natürlich „Tyranny Of Souls“, das sechste und bislang leider letzte Studio-Soloalbum von 2005, das die ersten drei - „Tattooed Millionaire“ von 1990 (für das ich durchaus einen „soft spot“ habe...), „Balls To Picasso“ von ´94 und „Skunkworks“ von ´95 - gepflegt in der Pfeife raucht und das aufgrund des extrem konzentrierten Songwritings sogar das zu Recht hochgelobte 1997er/´98er Doppelpack „Accident Of Birth“ und „The Chemical Wedding“ aussticht. Dass „Tyranny Of Souls“ unter widrigen Umständen aufgenommen wurde (siehe Interview-Kasten), merkt man jedenfalls niemals, im Gegenteil hat die Federführung Roy Zs gutgetan, der bewundernswerten Hitdichte mit u.a. ´Soul Intruders´, ´Kill Devil Hill´, dem Titelsong und dem brillanten Ruhepol ´Navigate The Seas Of The Sun´ wohnt nämlich eine Lockerheit inne, die man sonst nahezu ausschließlich bei Debütalben und/oder „jungen“ Bands findet, aber nur selten bei gesetzteren Herren; man hat tatsächlich das Gefühl, Dickinson hat seinem Produzenten irgendwann halt einfach „Dann mach mal!“ gesagt. Letzteres schließt zudem die stilistische Ausrichtung ein: 2005 war weiß Gott kein besonders gutes Jahr für „echten“ Hardrock und Heavy Metal, von einem Schwimmen (man erinnere sich auch hier noch mal an das schauderliche „Skunkworks“...) dennoch keine Spur, alles hat Hand und Fuß und vermittelt ein Selbstbewusstsein, wie es eben nur ganz große Alben können. Da macht dann letzten Endes noch nicht mal das arschbombige Coverartwork besonders viel kaputt...

»Ich liebe jeden einzelnen Song dieses Albums«

ROY Z 2005 ÜBER „TYRANNY OF SOULS“

»Dies ist das stärkste Album, an dem ich bis jetzt mitgewirkt habe. Es gab ein paar Momente, da konnte ich nicht fassen, was ich da zu hören und zu sehen bekam. Es war einfach nicht mehr normal. Ich liebe jeden einzelnen Song dieses Albums, was in meiner Karriere noch nie der Fall war. Ich versuche mal zu erklären, warum diese Scheibe so etwas Besonderes für mich ist:

Ich habe ursprünglich 20 Demos für Bruce im November 2003 aufgenommen - geschrieben und produziert innerhalb von zwei Wochen. Ich nahm Soli, Overdubs, Effekte und ein paar Keyboards für jede Nummer auf. Nachdem ich Bruce die Tapes geschickt hatte, rief er mich kurz nach Weihnachten 2003 an und sagte, er wolle die ersten acht Nummern für das neue Album aufnehmen. Witzigerweise haben wir die Reihenfolge dieser acht Tracks danach nicht mehr verändert. Zusätzlich benutzten wir noch zwei Songs aus älteren Sessions, ´Believil´ und ´Tyranny Of Souls´, das ursprünglich für The Three Tremors geschrieben worden war und eigentlich ´Trinity Of Souls´ hieß.

Wir begannen mit den Drum-Sessions im Januar 2004. Wir splitteten die Aufnahmen in zwei separate Vier-Tage-Sessions, mit einer zweiwöchigen Pause dazwischen. Dave Moreno, unser Drummer, ist ein alter Freund von mir, mit dem ich auch bei Tribe Of Gypsies zusammenspiele. Ich war mehr als glücklich mit den Sessions, denn Dave lieferte einen überragenden Job ab und spielte perfekt zu meinen Demos. Das bedeutete, dass ich meine gesamte Gitarrenarbeit inklusive aller Soli und Overdubs für die endgültige CD übernehmen konnte. Oft ist es ja so, dass man als Musiker vergebens versucht, die „Magie“ der ersten Demos wiederherzustellen, aber diesmal musste gar nichts doppelt eingespielt werden, was ich so noch nie erlebt habe.

Im Februar 2004 spielten Maiden zwei Shows im Universal Amphitheatre in Los Angeles, und ich sah mir die erste an. Direkt im Anschluss an den zweiten Abend wollten wir an den Gesangsaufnahmen arbeiten, weil Bruce drei Tage frei hatte. Er rutschte auf der Bühne auf Jannicks Geburtstagstorte aus und fiel mehrere Meter tief in den Fotograben, was Augenzeugen zufolge mehr als übel aussah. Die Fans konnten kaum glauben, dass Bruce die Show zu Ende singen wollte. Ich hörte von diesem Unfall, bereitete mich aber trotzdem auf die Gesangsaufnahmen mit Bruce vor. Am nächsten Tag rief er mich an und meinte, dass er zwar höllische Schmerzen habe, aber dennoch singen wolle. Was dann passierte, hat mich schlicht und einfach umgehauen: Er sang vier Takes für drei Songs vom ersten bis zum letzten Ton! Er hatte höllische Schmerzen und musste sich zwischen den einzelnen Takes auf ein Futon-Bett legen, das ich in den Aufnahmeraum gestellt hatte, aber seine Stimme klang großartig, und er erweckte jedes einzelne Wort zum Leben. An den folgenden beiden Tagen sang er den Rest der Songs ein und lieferte die kompletten Leadvocals ab, was ich bis heute nicht glauben kann. In der Vergangenheit benötigten wir immer mindestens zehn Tage für die Gesangsarbeit - OHNE irgendwelche Behinderungen!«

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