Neue Eisen: Überblick über den Release-Freitag

VOLBEAT - God Of Angels Trust (Heavy Metal/Rock'n'Roll)
VOLBEAT hatten sich einige Jahre in seichten Mainstream-Gewässern ausgeruht, aber schon 2021 auf „Servant Of The Mind“ wieder etwas mehr Zähne gezeigt. „God Of Angels Trust“ geht nun noch einen Schritt weiter: Michael Poulsen hat nicht nur den kalkuliert-kommerziellen Anstrich weitgehend über Bord geworfen, sondern auch sämtliche selbstauferlegten Songwriting-Regeln. (8,0)

KATATONIA - Nightmares As Extensions Of The Waking State (Progressive/Doom Metal)
Vielleicht liegt es auch an der komplizierten Trennung von KATATONIA und ihrem Mitgründer Anders Nyström, aber „Nightmares As Extensions Of The Waking State“ ist wirklich ganz schön düster. Der zugängliche Groove, der „Sky Void Of Stars“ prägte, oder der Benzingeruch eines Songs wie ´Behind The Blood´ sind hier nirgends zu finden. (8,5)

A-Z - A2Z² (Progressive/Heavy Metal)
Ein neues Fates-Warning-Album ist weiterhin nicht in Sicht, dafür gibt es veritable Ersatzdrogen wie Kings Of Mercia (Jim Matheos und Joey Vera), North Sea Echoes (Matheos und Ray Alder) oder eben A-Z, deren Name für „Alder thru Zonder“ steht und deren Gründung im Jahr 2020 auf Ex-Fates-Warning-Drummer Mark Zonder zurückgeht. (9,5)

AUSTERE - The Stillness Of Dissolution (Black Metal)
Jetzt wollen es die Australier anscheinend wirklich wissen: „The Stillness Of Dissolution“ bündelt die Stärken des ´23er Drehers, hebt sie auf das nächste Level und reichert sie mit noch ausgefeilteren Melodie-Elementen an. (8,5)

INGLORIOUS - V (Hardrock/Classic Rock)
Die von INGLORIOUS 2023 angekündigte Bandpause ist kürzer ausgefallen als gedacht; mit ihrem fünften Studioalbum „V“ (kreativ, Gentlemen) melden sich Bandkopf Nathan James (v.) und seine Mitstreiter wieder zurück. Wobei „wieder“ Definitionssache ist; von der Prä-Pausen-Besetzung ist bis auf James niemand übrig geblieben. (8,5)

(R+) TURNSTILE - Never Enough (Alternative/Hardcore)
TURNSTILE kriegen nicht genug. Die beiden Vorab-Singles ´Seein´ Stars´ und ´Birds´ vermittelten bereits einen guten Eindruck, wie weit das stilistische Spektrum der massiv angesagten Freistil-Hardcore-Akrobaten auch auf „Never Enough“ auseinandergeht. (7,5)

GAAHLS WYRD - Braiding The Stories (Black Metal)
Mit GAAHLS WYRD hat sich der norwegische Künstler Gaahl - bekannt durch seine Arbeit mit Gorgoroth und Wardruna - ein Ventil geschaffen, das seine musikalische wie spirituelle Entwicklung gleichermaßen widerspiegelt. Wo früher Provokation und orthodoxer Black Metal dominierten, öffnet sich nun ein Raum für nuancierte Ausdrucksformen: düster, vielschichtig und atmosphärisch durchkomponiert. (8,0)

GRUESOME - Silent Echoes (Death Metal)
GRUESOME-Fronter/Gitarrist Matt Harvey (siehe auch Exhumed, Pounder und Scarecrow) ist ein Nerd, wenn es darum geht, Chuck Schuldiner und den legendären Death Tribut zu zollen. GRUESOME machen Musik, die zwar nicht von Chuck geschrieben wurde, aber von Chuck hätte geschrieben sein können. (8,0)

(R+) JOOLS - Violent Delights (Alternative/Hardcore)
Nachdem sich die Rock- und Metalszene jahrzehntelang in ihrer stilistischen Blase eingeigelt hat, gibt es inzwischen wieder viele experimentierfreudige Bands, die an die Crossover-Welle der neunziger Jahre erinnern. Auftritt JOOLS: Das Sextett kocht seit 2023 sein ganz eigenes Süppchen aus Metal, HipHop, Post-Hardcore und Post-Punk. (7,5)

(R+) DIABOLISCHES WERK - Against All Gods (Black Metal/Death Metal)
Eine solche Steigerung hätte ich den Kielern nicht zugetraut. Während das Debüt „Beast“ (2021) noch ziemlich halbgar daherkam, überzeugt „Against All Gods“ fast auf ganzer Linie. Die Band hat ihren Blackened Death/Thrash verfeinert und vor allem am Riffing und den Songstrukturen gearbeitet. (7,5)

(R+) WATCH OUT STAMPEDE - In This Moment That We Have On Earth (Metalcore/Modern Metal)
Das simple Hart/zart-Wechselspiel von WATCH OUT STAMPEDE tritt 2025 vielleicht keine musikalische Revolution mehr los, ist auf „In This Moment That We Have On Earth“ aber immerhin gut gemacht. Die Metalcore-Truppe aus Bremen treibt schon seit knapp 15 Jahren in der Szene ihr Unwesen und versteht ihr Handwerk. (7,0)

(R+) KING PARROT - A Young Person´s Guide To (Grindcore/Thrash Metal)
Selbst wenn KING PARROT mittlerweile Pantera-Frontmann Phil Anselmos Segen haben und ihr neues Album in den USA über dessen Label Housecore veröffentlichen, bleibt ihre Musik derbe Geschmackssache. (6,0)

(R+) ORTHODOX - A Door Left Open (Metalcore/Hardcore)
Möglichst hart, möglichst evil, möglichst schräg: ORTHODOX aus Nashville versuchen, ihre liebsten Elemente aus dem Metalcore- und Nu-Metal-Sektor zu kombinieren und auf eine höhere Ebene zu hieven. Es bleibt leider bei Effekthascherei und Stückwerk. (3,5)