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<h1 class='entry-title'>Heil Hipster!</h1>

Ihr beiden, welche Unterschiede zu eurer letzten Platte macht ihr auf „Silhouettes Of Disgust“ abgesehen von der kompakteren Ausrichtung aus?

Dominik: »Ich würde sagen, der größte Unterschied war bei dieser Platte einfach, dass wir zwei Hand in Hand gearbeitet haben. Bei den letzten beiden Alben bereitete ich alles zu Hause vor, ehe wir anfingen, zu viert daran zu arbeiten. Diesmal lief es quasi wie früher ab.«

Peter: »Für mich besteht der Hauptunterschied darin, dass wir jetzt ein bisschen in der Moderne angekommen sind. Als wir für „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ zum letzten Mal zusammen komponierten, trafen wir uns noch im Proberaum, wohingegen jetzt Dateien via Internet hin- und hergeschickt wurden. Dadurch konnten wir besser an Details feilen, die Riffs auseinandernehmen und den Songs einen letzten Schliff verleihen.«

Konstruiert klingt trotzdem nichts, aber die Tracks sind durch ein erzählerisches Konzept miteinander verknüpft. Stand dieser inhaltliche Rahmen von vornherein fest?

Dominik: »Ja, das war von Anfang an klar, und Texte wurden erst geschrieben, als sich die musikalische Richtung abzeichnete. Woher die Inspiration kommt, lässt sich im jeweiligen Moment schlecht bestimmen, doch thematisch liegen dem Album halt Dinge zugrunde, die uns beschäftigen: das, was in den letzten paar Jahren so passiert ist. Da gab es genug Gründe, um sich aufzuregen und verkopft zu sein.«

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Gerade die punkige Note eurer Musik hat etwas Bestärkendes und setzt positive Energie frei, aber auf der inhaltlichen Ebene gibt es wirklich keinen Anlass zu Jubelstürmen. Warum dieser Kontrast?

Dominik: »Natürlich werden in den Texten eher die negativen Aspekte beleuchtet. Auch wenn es blöd klingt, von Verarbeitung zu sprechen, ist es so, dass man einfach nur das rauslässt, was einem durch den Kopf geht, doch ich suche nicht nach Lösungen. Am Ende bleibt jedem selbst überlassen, was er aus etwas macht.«

Ich habe die Lyrics nicht vorliegen, höre aber deutschsprachige Parts.

Dominik: »Die Texte sind komplett auf Deutsch geschrieben.«

Ups. Warum dann die englischen Titel?

Dominik: »Weil sich deutsche meistens scheiße anhören (lacht). Wenn du auf Deutsch brüllst, ist das was anderes, aber deutsche Titel haben manchmal schon eine peinliche Note.«

´Optograms Of Disgust´… Ein Optogramm ist das letzte Bild, das auf der Netzhaut eines Toten zurückbleibt; was hat es mit diesem Titel auf sich?

Dominik: »Ja, das war eine Idee unseres Bassisten Anton (Lisovoj – as), der sich in der Regel um Songtitel kümmert. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie er darauf kam.«

Dann kannst du vielleicht wenigstens erklären, wie euer Drummer Michael Kadnar, der in den USA lebt, auf jedem Album so ein wahnsinniges Brett hinlegt, ohne dass ihr zwangsläufig im selben Studio aufnehmen müsst.

Peter: »Im Prinzip bekommt er die Songs zugeschickt und programmiert seine Parts zunächst, damit wir uns etwas darunter vorstellen können. Wir legen teilweise auch bereits fest, wo Blastbeats hinkommen und an welcher Stelle wir gerne D-Beats hätten. Als diesmal alles festgelegt war, trafen wir uns für eine Woche in Hamburg, um das Album gemeinsam im Proberaum durchzugehen. Michael machte seine Aufnahmen schließlich zu Hause in New York.«

Wie kommt man eigentlich darauf, Black Metal mit Crust-Elementen zu kombinieren? Immerhin unterscheiden sich die beiden Stilen und Szenen recht stark, auch und gerade in ideologischer Hinsicht.

Dominik: »Für uns persönlich war es eine völlig entspannte und organische Entwicklung. Es ging los mit Crust und Punk, dann ist alles einfach immer weiter gewachsen, weil man sich nicht auf diesen einen Sound reduzieren lassen wollte; es soll ja immer spannend für einen selbst bleiben. Warum wir gen Black Metal abgedriftet sind, kann ich nicht genau erklären.«

Peter: »Wir kommen ja ursprünglich aus der D-Beat- oder Crust-Ecke, wie man gut auf unseren frühen Demos hören kann. Das ist schlicht mit Black Metal verschmolzen, als wir unsere Liebe dazu entdeckten.«

Hattet ihr je Stress mit politischen Eiferern?

Dominik: »Nö, wobei man aber auch sagen muss, dass wir in keine Schublade passen und die typischen Hardliner eher abschrecken. Ist ja verpönter Hipster-Mist, was wir da machen (lacht). Außerdem sind wir nicht mit einschlägigen Black-Metal-Bands unterwegs; Der Weg einer Freiheit passen schon, aber irgendwelche Leute, die mit Schweineköpfen auf der Bühne stehen und den rechten Arm heben, sind nicht dabei.«

Wie bewertet ihr jetzt nach rund anderthalb Jahrzehnten DOWNFALL OF GAIA eure bisherige Evolution?

Dominik: »Also, nach „Epos“ ging´s auf jeden Fall bergab (lacht). Nein, Quatsch, aber es heißt bekanntlich, das erste Album sei immer das beste.«

Nein, du meinst das erste Demo.

Dominik: »Ach ja, stimmt. Ich finde, so stark unterscheiden sich unsere Platten gar nicht voneinander, und bin mir nicht sicher, wie weit das noch wachsen kann, obwohl tatsächlich Welten zwischen unserem Debüt und dem letzten Album liegen. Jetzt haben wir elektronische Elemente für uns entdeckt, Synthesizer und Frauengesang… Das sind solche Kleinigkeiten, aber einen harten Cut wird man von uns nicht hören. Eigentlich haben wir unseren Sound gefunden. Manchmal ist weniger auch mehr.«

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DISKOGRAFIE (nur Studioalben)

Epos (2010) Suffocating In The Swarm Of Cranes (2012) Aeon Unveils The Thrones Of Decay (2014) Atrophy (2016) Ethic Of Radical Finitude (2019) Silhouettes Of Disgust (2023)

DOWNFALL OF GAIAs neues Album „Silhouettes Of Disgust“ ist ein ziemlicher Brocken geworden und passt somit perfekt ins trübe Frühjahr 2023. Die Songs sind kürzer, die Besetzung hat sich geringfügig verändert, ansonsten bleibt bei den deutsch-amerikanischen Crust-Black-Metallern zum Glück alles beim Alten. Dominik Goncalves dos Reis und der 2015 ausgestiegene Rückkehrer Peter Wolff (beide g./v.) sehen das mehr oder weniger genauso.

Heil Hipster!

Heil Hipster! - RockHard

Black Metal

Doom/Stoner/Sludge

Interview

Simon Bauer

<h1 class='entry-title'>Emotionaler Impressionismus</h1>

»Ich bin seit einigen Tagen auf einer Videospielkonferenz in Las Vegas. Ich arbeite für ein großes koreanisches Videospielunternehmen, wo ich mich um weltweite Akquisitionen und Zusammenschlüsse kümmere. Zudem bin ich im Film- und Fernsehgeschäft tätig.« Wie geht es dir momentan gesundheitlich, Nick? »Sehr nett von dir, dass du fragst! Es ist eine schräge Situation: Laut meinem Arzt, der mich behandelt hat, bin ich geheilt. Er ist mittlerweile in Rente. Sein Nachfolger ist der Meinung, dass ich nicht geheilt bin, der Krebs aber sehr wahrscheinlich nicht zurückkommen wird. Der Arzt, zu dem ich alle paar Monate für Nachuntersuchungen gehe, kratzt sich hingegen nur am Kopf und kann sich nicht erklären, warum der Krebs nicht schon längst wieder da ist. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Jeder Tag ist ein Geschenk.« Ich wünsche dir auf jeden Fall nur das Beste! Lass uns über Musik sprechen: Ist dir das Schreiben von „I Am The Storm“ leichtgefallen? »Wir haben länger dafür gebraucht, als wir uns vorgenommen hatten. Es ist seit über einem Jahr fertig, aber die Produktionsprozesse verzögerten sich. Ein Album kommt niemals so leicht, wie du es gerne hättest. Geddy Lee von Rush hat einmal gesagt: „Du wirst nie mit einem Album fertig, es wird dir einfach weggenommen.“ Es gibt sicherlich noch Kleinigkeiten, die ich ändern würde, aber irgendwann ist man trotzdem zufrieden. Unser Keyboarder Vikram Shankar war stärker am Songwriting beteiligt als jeder meiner Mitmusiker bisher. Das hilft dabei, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen.«

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Bist du sehr selbstkritisch? »Oh ja, nichts ist jemals gut genug. Ich wünschte, ich würde nicht ständig so denken; dabei versuche ich nur, die Erwartungen zu erfüllen, die ich an mich selbst stelle und die meine Bandkollegen haben. Als ich mit Tom (Englund, v. seit 2017 – sb) zum ersten Mal darüber sprach, ob er bei uns einsteigen würde, trafen wir uns in einer Bar in Stockholm. Damals waren wir schon seit über 15 Jahren befreundet, und er fragte mich: „Wenn ich etwas scheiße finde, darf ich es dir sagen?“ Ich erwiderte: „Wenn es scheiße ist, musst du es mir sagen!“ Wir lachten darüber, aber ich meinte es ernst. Wenn du dich nicht selbst zufriedenstellst, kannst du auch dein Publikum nicht zufriedenstellen.« Wie ist es, mit Vikram zusammenzuarbeiten? Er hat vermutlich eine andere Herangehensweise an Musik als du. »Er ist unglaublich talentiert, deshalb fällt es leicht, mit ihm zu arbeiten. Er hat Musiktheorie, Komposition und Arrangements studiert. Ich kann ihm sagen, dass ein Riff nicht funktioniert, und er kommt innerhalb weniger Stunden mit vier verschiedenen Variationen um die Ecke. Niemand von uns wird hiervon reich, deshalb würden wir es nicht machen, wenn wir keinen Spaß hätten und uns nicht gut verstünden.« Du musstest das Geschäft also nie über die Kreativität stellen? »Nein, weil es kein Geschäft gibt (lacht). Für eine Band wie uns wäre es hart, von der Musik zu leben. Wir sind alle auch in anderen Bands aktiv, als Produzenten tätig oder hauptberuflich anderweitig beschäftigt. Ich denke aber, unsere Anhängerschaft ist so groß, dass wir am Leben bleiben und hoffentlich immer ein kleines bisschen wachsen.« Das Hauptthema von „I Am The Storm“ ist Selbstermächtigung. »Absolut! Ich denke, meine Inspiration dafür war die Art, wie die Menschen heute miteinander umgehen. Sie verlieren ihre Fähigkeit, zu widersprechen, ohne Feindseligkeit zu zeigen. Das ist bedauerlich! Ich kann nicht über Trolle, Kobolde und Schwerter schreiben; ich schreibe über zwischenmenschliche Beziehungen und unser Verhältnis zu unserer Umwelt. Ein wiederkehrendes Motiv sind die Herausforderungen des Lebens, das voller Enttäuschung und Schmerz sein mag, aber auch Schönheit und Hoffnung hervorbringt. Es kann ein Kampf sein, lohnt sich aber. Der Titelsong betont die Botschaft der Selbstermächtigung. Wir definieren uns nicht über das, was uns zustößt, sondern darüber, wie wir darauf reagieren.« Wie passt ein intimes Stück wie ´The Emotional Depiction Of Light´ in dieses Konzept? »Das ist ein interessanter Song, der Großteil der Musik wurde von Vikram geschrieben. Ich meine sogar, neuere Anathema herauszuhören – eine Band, die ich sehr schätze. Der Song ist sehr intim, allerdings kam der Text auf witzige Weise zustande. Für meine Arbeit reiste ich mit einem Kollegen nach Paris, er hat einen Abschluss in Kunstgeschichte. Dort besuchten wir ein Museum, und ich fragte ihn, wie sich Impressionismus aus der Sicht von jemandem definieren lässt, der Kunstgeschichte studiert hat. Er meinte: „Impressionismus dreht sich um die emotionale Darstellung von Licht.“ Diesen Satz behielt ich im Hinterkopf. Ein paar Jahre später sah ich eine verrückte animierte Serie namens „BoJack Horseman“ über einen abgehalfterten TV-Star, halb Mensch, halb Pferd. Er hat eine furchtbare Beziehung zu seiner Mutter. Als sie stirbt, hält er auf ihrer Beerdigung die Grabrede und erzählt von ihren letzten Worten an ihn: „I see you.“ Er fragt sich, ob sie ihn letztendlich durchschaut hat und die schreckliche Person in ihm erkennt, oder ob ihre Worte bedeuten, dass sie ihn als würdevolles menschliches Wesen anerkennt. Tatsächlich meinte sie aber „ICU“ (Intensivstation – sb), wo sie sich vor ihrem Tod befand. Dieser Moment, in dem man jemanden erkennt und versteht, stimmte mich nachdenklich. Roger Waters von Pink Floyd sagte in einem Interview, sein gesamtes Werk lasse sich dahingehend zusammenfassen, dass er einen Menschen auf der Straße trifft und seine eigene Menschlichkeit in der anderen Person wiedererkennt. Um diese menschliche Verbindung ging es uns.« <a rel="noreferrer noopener" href="http://www.redemptionweb.com" target="_blank">www.redemptionweb.com</a> <a rel="noreferrer noopener" href="http://www.facebook.com/redemptionband" target="_blank">www.facebook.com/redemptionband</a>

DISKOGRAFIE

Redemption (2003) The Fullness Of Time (2005) The Origins Of Sin (2007) Snowfall On Judgment Day (2009) This Mortal Coil (2011) The Art Of Loss (2016) Long Night´s Journey Into Day (2018) I Am The Storm (2023)

Die Power-Progger REDEMPTION haben seit einigen Jahren einen Lauf: Gitarrist Nick Van Dyk hat seine Blutkrebserkrankung weitestgehend überwunden, Vikram Shankar (Silent Skies) ist als fester Keyboarder eingestiegen und die neue Platte „I Am The Storm“ ein echter Kracher. Wir sprechen mit Nick, der sich auf Geschäftsreise aus einem Hotelzimmer zu uns schaltet.

REDEMPTION

Emotionaler Impressionismus

REDEMPTION

DOWNFALL OF GAIA - Heil Hipster!

DOWNFALL OF GAIA - Heil Hipster!