ANY GIVEN DAY lockern die Metalcore-Szene seit einer Dekade mit ihrer unbekümmerten Herangehensweise und ihren erfrischenden Grenzüberschreitungen auf, wobei besonders die melodische Ausrichtung und der herausragende Gesang Akzente setzen. Das neue Album „Limitless“ geht in puncto Experimentierfreude noch einen Schritt weiter, wie Gitarrist Andy Posdziech im Videocall bestätigt.
2022 sorgte der Ruhrpott-Fünfer mit dem Scorpions-Cover ´Wind Of Change´ für eine faustdicke Überraschung. Besonders stolz ist die Band logischerweise darauf, dass Klaus Meine seinen Segen dazu gegeben hat und der Song auch live für ganz besondere Momente sorgte. Andy hat durchaus auch Rock-Wurzeln und fand, das Stück sei durch den Ukraine-Krieg aktueller denn je.
»Die Coverversion war eine spontane Idee, und als ich gehört habe, wie gut unser Sänger Dennis sie umsetzt, mussten wir sie einfach machen«, blickt er zurück. »Wir haben sie aber ganz bewusst als einzelne Single für sich stehen lassen und nicht auf „Limitless“ gepackt. Zum einen wollen wir das Ding nicht überstrapazieren, zum anderen hätte der Song auch nicht zum positiven Vibe des neuen Albums gepasst.«
Selbiger ergab sich offenbar als unbewusste Gegenreaktion auf die zähe Zeit der Corona-Isolation und eben die schlimmen Kriegsnachrichten.
»Irgendwann hat man keine Kraft mehr, zu jammern oder sich aufzuregen – bringt ja auch nix. Es muss weitergehen, und deshalb haben wir nur nach vorne geblickt, als wir das Songwriting angegangen sind. Das hat sich wie eine Befreiung angefühlt. Wir geben je eh nichts auf Regeln von außen oder setzen uns irgendwelche Grenzen. Diesmal haben wir aber wirklich alles ausprobiert, was uns in den Kopf kam. Daher passt der Albumtitel perfekt.«
Das beste Beispiel dafür ist ´Come Whatever May´, ein für ANY GIVEN DAY völlig untypischer Southern-Groover mit Down-Referenzen.
»Ich nehme ständig irgendwelche Riffs auf, die alle in einen großen Sammelordner kommen. Dennis und Mitch (g. – ms) haben daraus unabhängig voneinander genau diese ziemlich ungewöhnliche Idee rausgepickt, um einen Song daraus zu formen. Die Arbeit ging uns ganz locker von der Hand, zumal Pantera ja auch ein großer Einfluss von uns sind.«
Passend dazu gibt es ein augenzwinkerndes Cowboy-Video, das in der Western-Stadt El Dorado Templin gedreht wurde und allen Beteiligten mächtig Spaß gemacht hat – sehenswert! Andy ist schon gespannt, wie das gelungene Experiment live ankommt. Ebenfalls aus der Rolle fällt ´My Way´, das Nu-Metal-Grooves mit einem old-schooligen Thrash-Solo-Part kombiniert.
»Wir sind nun mal mit Nu Metal groß geworden, und hier im Pott hört man natürlich auch viel Thrash – insofern hat sich dieser Tribut an unsere Jugend fast von alleine geschrieben.«
Darüber hinaus gibt es viel melodischen Metalcore, der Fans von Bands wie Killswitch Enagage gefallen dürfte. Wer die Band bis jetzt noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte sie unbedingt anchecken!