Zwar sind BAD RELIGION Teil der Traumfabrik, doch seit jeher auf der Mission, sich selbst und der Welt den klaren Verstand zu bewahren. Diese Agenda wurde nie deutlicher als auf „The Age Of Unreason“. Gitarrist, Labelchef und Gründungslegende Brett Gurewitz aus Los Angeles über Filterblasen, Gelassenheit und die Fehler der amerikanischen Linken.

Während sich in den USA die Hardcore- und Metal-Szenen bereits seit 1983 anzunähern begannen (nicht zuletzt dank Metallicas „Kill ´Em All“ auf der einen und Gruppen wie D.R.I. auf der anderen Seite), setzte dieser Prozess hierzulande erst um 1987 herum ganz allmählich ein. Dabei waren es die im Grunde genommen nicht wirklich Metal-affinen BAD RELIGION aus Südkalifornien, die mit ihrem 1988er Album „Suffer“ eine Art Türöffner-Funktion erfüllten und der hiesigen Headbangerschaft die Welt des Hardcore-Punk näherbrachten.

Das SZIGET-Festival in Budapest war noch vor wenigen Jahren eine Oase, die von der Globalisierung verschont war und nicht zuletzt dadurch ein ganz eigenes Flair besaß. Inzwischen haben die großen Marken das Mega-Event für sich entdeckt, und dementsprechend ist die schöne Schrulligkeit einer omnipräsenten Werbepower diverser Weltkonzerne gewichen.

Midtempo war gestern. Trotz ihres gesetzten Alters fegt die Punkrock-Legende mit Höchstgeschwindigkeit und jugendlichem Furor über uns hinweg. Kurze Songs und klare Ansagen, das ist die Devise. Und so wundert es nicht, dass Gitarrist Brett Gurewitz (50) auch im Interview seine Gegner mit deutlichen Worten attackiert.

Sie sind die Könige des Westcoast-Punk, Vorreiter der Do-it-yourself-Szene, eine Bastion der Intelligenz und des moralischen Anstands sowie Vertreter der alternativen Politszene der USA. In ihrer 30-jährigen Bandgeschichte haben sie an die 300 Stücke geschrieben, die zu zahlreichen Klassikeralben führten. BAD RELIGION galten und gelten als einflussreichste Punkrock/Melodic-Core-Band aller Zeiten. Hier nun die Reise durch das Gesamtschaffen der Legende mit dem weltberühmten „Crossbuster“-Logo.

Die Legende hat Geburtstag: BAD RELIGION, seit Ewigkeiten unbestrittene Großmeister des melodischen Westküsten-Punkrock, feiern ihr 30. Wiegenfest standesgemäß mit einem neuen Album namens „The Dissent Of Man“. Darüber und über ein religiös verblödetes Amerika sprachen wir mit Gründungsmitglied Brett Gurewitz (48). »Genau das war er. Reagan und seine Regierung standen für alles, wogegen wir waren.

Sie sind eine der letzten Bastionen des intelligenten Punkrock. Fernab von Emo-Weinseligkeit und Harte-Jungs-Geprolle stehen BAD RELIGION auch nach gefühlten 73 Jahren Band-History für durchdachte Messages und einen hochmelodischen In-your-face-Sound, der längst über den Tellerrand der berüchtigten drei Akkorde hinausblickt. Nichtsdestotrotz beeindruckt das neue Werk „New Maps Of Hell“ mit einer immensen jugendlichen Durchschlagskraft, die man den alten Herren kaum noch zugetraut hätte.

Sie sind inzwischen alt und uncool, werden von nachgewachsenen Generationen skeptisch als Punk-Opas betrachtet und haben sich auf ihren letzten Alben nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Doch „The Empire Strikes First“ zeigt BAD RELIGION auf dem Weg der Besserung. Die ollen Amis sind wieder etwas dynamischer zugange, und Frontmann Greg Graffin schreibt politisch eindeutigere Texte denn je. Vielleicht gibt´s vor der Punker-Rente also doch noch einen verdienten letzten Frühling für die Band.