ARENA

Schön, daß man von Bands, die man eigentlich in- und auswendig zu kennen glaubt, noch angenehm überrascht werden kann. Die bisherigen ARENA-Releases waren durchweg gutklassige, harte Progrock-Scheiben, schafften es jedoch nie, das etwas biedere und im Inselreich leider sehr verbreitete Britprog-Flair ganz abzustreifen und über die volle Spielzeit zu überzeugen. Bei "The Visitor" ist plötzlich alles anders: Keine einzige Gesangslinie kommt ohne Ohrwurm-Appeal daher, kein Solo wirkt deplaziert, jedes Riff sitzt, keine einzige Songidee besitzt Zweitliga-Niveau oder wurde zu sehr ausgeschlachtet, und vor allem stimmt der Gesamtsound bis ins Detail. Völlig staubfrei, sprich zeitlos offerieren uns Mastermind Clive Nolan (der bei seinen anderen Projekten auch gerne mal das Mittelmaß König sein läßt) und seine Londoner Posse 14 Genre-Highlights, aus denen besonders das heftige 'In The Blink Of An Eye' (superbes Keyboard-Riff), der Opener 'A Crack In The Ice' (wunderbares Akustikgitarren-Solo, nachzuhören auf der neuen RH-CD) und die Gänsehaut-Nummer 'Tears In The Rain' herausstechen. Bei genauerer Betrachtung haben allerdings auch alle anderen Tracks ihre ganz besonderen Vorzüge, die auch nach dem 50. Durchlauf noch für ein wohliges Kribbeln im Gedärm sorgen (Blähungen, oder wat? - Red.). Angenehm abgerundet wird der Silberling durch das wunderbare Artwork von Booklet-Ikone Hugh Syme (Rush, Megadeth). Wer auf alte Marillion oder IQ steht und jetzt immer noch nicht sabbernd in Richtung CD-Shop losspurtet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Besser geht's kaum noch.