JANE'S ADDICTION-Frontmann Perry Farrell wurde infolge eines eskalierten Bühnen-Streits von den restlichen Bandmitgliedern verklagt, und klagte kurz darauf ebenfalls gegen die Bandkollegen.
Am 13. September 2024 hatten JANE'S ADDICTION im Leader Bank Pavillion in Boston gespielt, wobei Perry Farrell den Gitarristen Dave Navarro auf der Bühne anrempelte, anscheinend auch anschrie und die Hand gegen den Musiker erhob (wir berichteten). Wenig später verkündete die Band die Absage ihrer restlichen Tourdaten. Navarro, Drummer Stephen Perkins und Bassist Eric Avery erklärten in einem gemeinsamen Statement, der Grund sei "das anhaltende Verhaltensmuster und die psychischen Probleme unseres Sängers Perry Farrell. Unsere Sorge um seine persönliche Gesundheit und Sicherheit sowie um unsere eigene hat uns keine andere Wahl gelassen. Wir hoffen, dass er die Hilfe finden wird, die er braucht." Farrell entschuldigte sich daraufhin für sein Verhalten.
Nun jedoch haben die restlichen JANE'S ADDICTION-Mitglieder dem "Rolling Stone"-Magazin zufolge Klage gegen Perry Farrell eingereicht. Die Begründung: Der Streit zwischen Farrell und Navarro auf der Bühne habe zur Absage ihrer Nordamerika-Tournee und eines geplanten Albums geführt. Navarro verklagt Farrell außerdem wegen Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Vorfall. Die Klageschrift, die die Musiker am 16. Juli beim Los Angeles County Superior Court eingereichten, behauptet, dass die Gruppe durch die Absage der Tournee über zehn Millionen US-Dollar verloren hat. Es heißt:
"Die Band kann aufgrund des Verhaltens des Beklagten, einschließlich seiner plötzlichen, gewalttätigen Ausbrüche und seiner nachgewiesenen Unfähigkeit, als Frontmann und Sänger der Band zu fungieren, nicht mehr funktionieren. Die körperlichen, emotionalen und finanziellen Schäden, die der Beklagte angerichtet hat, haben die Kläger, ihre Familien und ihre Angehörigen zutiefst beeinträchtigt. Und es ist an der Zeit, dass der Beklagte die Konsequenzen seines Handelns trägt und zur Rechenschaft gezogen wird."
Auch brachten die Kläger vor, dass Farrell oft aufgrund seines Alkoholkonsums nicht dazu in der Lage gewesen sei, auf der Bühne angemessen zu performen: "Die Kläger (und andere Anwesende) hatten während der Tournee beobachtet, dass Perry regelmäßig in einem fortgeschrittenen Zustand der Trunkenheit auf der Bühne erschien. Er trank oft Wein auf der Bühne und lallte beim Reden. Zwischen den Liedern hielt Perry häufig lange, weitschweifige Reden, die offensichtlich nur zu seiner eigenen Belustigung dienten. Die Probleme mit Perrys Auftritten verschlimmerten sich oft, je länger der Abend dauerte und je betrunkener er wurde."
Gegenüber dem "Rolling Stone"-Magazin gab Christopher Frost, der Rechtsanwalt von Navarro, Avery und Perkins, folgendes Statement ab: "Dave Navarro, Eric Avery und Stephen Perkins hatten große Hoffnungen, dass sie den reinen Geist der frühen Tage der Band einfangen und darauf aufbauen könnten. Das taten sie anfangs auch, im Studio und auf der Bühne. Aber … sie taten dies mit einem vierten Bandmitglied, das abwechselnd nicht willens oder nicht in der Lage war, eine angemessene Leistung zu erbringen, und das wiederholt drohte, die Tournee entgleisen zu lassen".
Der Anwalt fügte hinzu, dass Farrell "abrupt und einseitig alle Pläne für ein JANE'S ADDICTION-Revival" nach dem erwähnten Vorfall beendete und "seine Bandkollegen mit einer unerfüllten Tournee und einem Plattenvertrag im Regen stehen ließ… Dave, Eric und Stephen wollten nie, dass es so weit kommt. Aber ihnen wurde Unrecht getan, sie wollen, dass die wahre Geschichte erzählt wird, und sie verdienen eine Lösung."
Nur wenige Stunden, nachdem die JANE'S ADDICTION-Musiker ihn verklagten, reichte Farrell seinerseits eine Klage - keine Gegenklage - gegen Dave Navarro, Eric Avery und Stephen Perkins ein. In der 30-seitigen Klageschrift beschuldigt Farrell die Musiker, eine jahrelange Mobbing- und Belästigungskampagne gegen ihn geführt zu haben. Er behauptet auch, dass er kein Mitspracherecht bei der Absage der Tournee und der Auflösung der Band hatte.
In der Klageschrift behauptet Farrell, der Streit auf der Bühne sei durch seine Frustration darüber ausgelöst worden, dass die anderen Bandmitglieder "ihre Instrumente in einer so hohen Lautstärke spielten, dass er sich selbst nicht singen hören konnte, ohne seine eigenen In-Ear-Monitore in einer unsicheren Lautstärke zu betreiben". Zudem habe Navarro Farrell und seine Frau hinter der Bühne angegriffen. Dem "Variety"-Magazin ließen Farrells Vertreter folgendes Statement zukommen:
"Als Gründungsmitglied und kreative Kraft hinter JANE'S ADDICTION hat Perry Farrell dem Vermächtnis der Band und ihren Fans stets höchste Priorität eingeräumt, weshalb die Ereignisse vom 13. September 2024 in Boston und die daraus resultierenden Konsequenzen so verheerend waren. Ohne Vorwarnung oder Rücksprache und mit Perry als Sündenbock haben Dave Navarro und die anderen Bandmitglieder die verbleibenden Tourdaten abrupt abgesagt - unter Verletzung von Verträgen und unter Missachtung aller beruflichen Verpflichtungen. Perry wurde überrumpelt, weil er nicht abstimmen und angehört werden durfte, so dass er nicht in der Lage war, sich für die Fortsetzung der Tournee für ihre Fans einzusetzen.
Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, gab Dave Navarro Perry absichtlich und öffentlich die Schuld für die abgesagten Tourdaten. Damit zerstörte er Perrys Ruf und fügte ihm irreparablen Schaden zu. Trotz dieses fortgesetzten Mobbings durch Navarro ist Perrys Engagement für JANE'S ADDICTION und die Erhaltung des positiven Einflusses der Band auf die Musikindustrie ungebrochen. Er sucht aktiv nach Wegen, um die Situation zu klären und die Verantwortlichkeit sicherzustellen."