FOREIGNER - Offenbach, Stadthalle
Wer FOREIGNER 2006 auf dem Bang Your Head Festival erlebt hat, war sprachlos und begeistert, denn einen so klasse und vor allem harten Set hätte den Millionensellern bei ihrem Comeback wohl niemand zugetraut. Nun sind Mick Jones und seine Truppe wieder unterwegs und da man unter dem "Best-of-Tour"-Banner tourt, ist klar, dass die Setlist eine andere im Vergleich zu Balingen sein wird.
Aber erst mal zum heutigen Kern-Line-up: Die zweite Gitarre (und später auch das Saxophon und die Querflöte) spielt Tom Gimbel, den Bass Jeff Pilson (der die großen Bühnen wohl einem weiteren Dokken-Engagement vorzieht), den Gesang übernimmt wie gehabt Kelly Hansen und an den Drums sucht man vergeblich Jason Bonham, der wohl in Sachen Led Zeppelin anderweitig engagiert ist. Für ihn springt kurzfristig Brian Tichey ein. Eine klasse Besetzung also und man hat das Gefühl, dass die "relativen" Jungspunde dem Altmeister einen positiven Kick geben. Apropos kurzfristig: Weil auch Foreigner am Tribute-Abend zu Ehren von Ahment Ertegün am 13.12. in London neben Led Zeppelin aufgetreten sind, findet das Konzert mit einer Woche Verspätung statt.
Mit 'Double Vision', 'Head Games' und 'Cold As Ice' gibt es einen idealen Einstieg und sofort wird deutlich, dass es kein Weichspülerabend wird. Im Gegenteil: Klar, dass Nummern wie 'Waiting For a Girl Like You' und 'I Want To Know What Love Is' nicht fehlen können, aber sonst gibt es mit Ausnahme der Balladen nur Nummern aus der harten Abteilung bis zum Jahre 1987. Zur Überraschung kramt man sogar 'Starrider' vom Debüt aus dem Jahre 1977 raus. Im Mittelpunkt natürlich "Mister Foreigner" Mick Jones, der wirklich in Würde gealtert ist und in Lederhose nicht peinlich aussieht. Man nimmt ihm sogar ab, dass er diese Tour nicht wegen der Kohle (wenngleich 45 Euro Eintritt fett sind), sondern wegen des damit verbundenen Spaßes macht. So werden zahlreiche Songs umarrangiert (besonders klasse die A-capella-/Akustik-Version von 'Say You Will' sowie das integrierte 'Whole Lotta Love' bei 'Juke Box Hero') und mit enormer Spielfreude zelebriert. So ist natürlich den ganzen Abend der "Gib mir das Gefühl zurück"-Moment angesagt, denn jeder dürfte mit den Foreigner-Hits irgendwelche Jugenderinnerungen verbinden und die Alben noch irgendwo im Keller stehen haben.
Leerlauf gibt es nur anfangs beim Solopart (wohl braucht der Altmeister eine kurze Pause) während des Keyboardsolos, das dann ins Drumsolo von Brian Tichey übergeht. Alleine mit diesem rechtfertigt er sein Engagement, denn im zweiten Teil des Solos haut er wie eine Mischung aus Tommy Aldridge und dem Animal aus der Muppetshow mit bloßen Händen auf die Drums ein. Klasse!
Letztlich dauert die Show knapp zwei Stunden, und da es heute der Tourabschluss ist, passt der Zugabeopener 'Long, Long Way From Home' hervorragend. Ein wirklich klasse Abend, der beweist, dass man Foreigner als Hardrockband noch lange nicht abschreiben sollte. Angst macht aber die Ankündigung, dass das eben in der Mache befindliche neue Material wesentlich moderner ausfallen soll. Bitte nicht!
Noch ein paar Worte zur Vorgruppe HOLE FULL, die sich im Rhein-Main-Gebiet unter dem Namen Hole Full Of Love als beste AC/DC-Coverband über die Jahre einen klasse Ruf erspielt haben und heute mit eigenem Material am Start sind. Kein Wunder, dass auch hier die AC/DC-Einschläge schwer überhörbar sind. Und das ist auch gar nicht schlimm, da die Frankfurter wie kaum eine zweite Band den Spirit der Australier authentisch freisetzen und somit den Abend gelungen eröffnen.
Pics: Britta Stippich
Setlist FOREIGNER
Double Vision
Head Games
Cold As Ice
Blue Morning, Blue Day
Waiting For A Girl Like You
Dirty White Boy
That Was Yesterday
Say You Will
Starrider
Feels Like The First Time
Urgent
Soloeinlagen
Juke Box Hero
+++
Long, Long Way From Home
I Wannt To Know What Love Is
Hot Blooded
Bands:FOREIGNER
Autor:
Wolfram Küper