METALLICA, MACHINE HEAD
Robb Flynn trifft James Hetfield
In unserem 32-seitigen Thrash-Metal-Special präsentieren wir euch u.a. ein exklusives Interview mit METALLICA-Fronter James Hetfield und MACHINE HEAD-Boss Robb Flynn aus Paris. Lest nachfolgend Auszüge aus dem sehr unterhaltsamen und informativen Gespräch.
James, Robb, was fällt euch spontan ein, wenn ihr den Begriff "Thrash Metal" hört?
James: »Frühe achtziger Jahre. Saufen. Raufereien untereinander. Das "Ruthie´s Inn" (legendärer Club in der Bay Area - Red.). Komplettes Chaos. Spaß. Keinerlei Verantwortung. Sehr viele Freundschaften. Jeder hatte eine großartige Zeit. Verwüstung war auch ein ziemlich großes Thema (lacht).«
Robb: »Ich denke zuallererst an METALLICA. Das war die erste Thrash-Band, die ich überhaupt gehört habe, und damals gab es den Begriff Thrash Metal noch gar nicht. METALLICA und Slayer hießen die Bands, die man kennen musste, und weil METALLICA wie wir aus der Bay Area stammten, waren sie unsere Favoriten. Als dann Exodus aktiver wurden, avancierten auch sie schnell zu unseren Lieblingen. Ich war damals 14 Jahre alt und lebte in Fremont. Mit meinem besten Freund habe ich immer am Samstagmorgen um zwei Uhr vor einem uralten Radio gehangen, die Antenne in Richtung des gut 50 Meilen entfernten San Francisco ausgerichtet und versucht, KUSF, den Radiosender von Ron Quintana, zu empfangen, damit wir die Songs aufnehmen konnten.«
Wie wichtig war Ron für die Entwicklung der Bay-Area-Szene?
James: »Er hatte einen riesigen Einfluss. Ich würde ihn als Mittelpunkt der Underground-Tapetrading-Gemeinschaft bezeichnen. Wenn es irgendwas gab, das sich anzuhören lohnte, hatte er das oder bekam es innerhalb kürzester Zeit. Er verschickte unser Vierspur-Demo "No Life ´Til Leather" in die ganze Welt, und bei dem College-Radio-Sender, für den er arbeitete, konnte man sich alles erlauben. Wenn er seine "Rampage Radio Metal"-Show moderierte, lud er uns ständig als Gäste ins Studio ein. Der Sender wurde mit der Zeit für uns zur zentralen Anlaufstelle. Gab es an einem Wochenende mal keine Partys, fuhren wir einfach in die Stadt und fielen bei Ron ein. Das war echt eine super Zeit. Wir konnten uns Songs wünschen, er überredete uns, hochoffiziell klingende Werbejingles für Geschlechtskrankheiten über den Äther zu jagen - es war der pure Wahnsinn! Ron war der Betreiber des Metal-Netzwerks. Wollte man irgendwelche Informationen zu einer bestimmten Band, dann war er der Typ, der sie liefern konnte. Der andere Typ, der fast genauso viel Ahnung hatte, war Lars.«
Wenn ihr euch an den Beginn der Thrash-Metal-Bewegung zurückerinnert - gibt es einen bestimmten Song oder ein komplettes Album, das euer persönlicher Soundtrack zu diesen Tagen war?
James: »Oh, da gab es einiges, das uns beeinflusste und dann ins Songwriting zu "Kill ´Em All" eingeflossen ist. Aber wenn ich es mir recht überlege, dann denke ich außer an uns selbst vor allen Dingen an Exodus, an ihr Debüt "Bonded By Blood". Wir hatten damals mit Mark Whitaker denselben Manager. Er war gleichzeitig noch unser Lichttechniker, Pyro-Beauftragter, Fahrer, Mädchen für alles und sogar unser Vermieter (lacht). Mark hat sich, als wir in die Bay Area gezogen sind, sofort ums uns gekümmert, und über diese Schiene sind wir dann auch an Kirk Hammett gekommen. Aber um auf meinen Soundtrack zu diesen Tagen zurückzukommen: Das wäre bei mir "Bonded By Blood" von Exodus. Bei diesem Sound konnte man nicht anders, als das Haus seiner Freunde zu verwüsten.«
Robb: »Ich kam ja eine ganze Weile später in die Szene, und METALLICA, Slayer und Exodus waren für mich die wichtigsten Bands. Die Bands, die sie wiederum beeinflusst hatten, habe ich erst später gehört. Aber "Bonded By Blood" war wohl die Platte, die ich am meisten geliebt habe. Die Songs sind der Hammer, und Paul Baloff war ein komplett wahnsinniger Frontmann. Die Shows waren unglaublich gewalttätig, und wir als Gruppe von noch jungen Kids waren mittendrin. Beim ersten Konzert, das ich im "Ruthie´s Inn" sah, rannte ein Typ mit einem fetten Kuhknochen durch den Laden und schlug ihn den Leuten auf den Schädel. Ich dachte nur: "Heilige Scheiße, hier komme ich nie mehr lebend raus!" Dann waren da Typen, die stellten Stühle in den Saal, nahmen Anlauf, sprangen von ihnen ab, landeten auf der Bühne und rissen die Gitarristen von den Beinen. Das alles war ziemlich beeindruckend.«
Was war das Besondere an der Bay-Area-Szene, was machte ihren Spirit aus?
James: »Für jemanden wie mich, der aus L.A. kam, war die Szene sehr speziell, denn ich hatte ja das ganze Gegenteil erlebt. In L.A. ging es um Frisuren, um Typen, die aussahen wie Weiber. Wir wollten dadurch, dass wir schneller und lauter als alle anderen spielten, auf uns aufmerksam machen. Wir waren stinkende, verschwitzte Kids, die versuchten, abzurocken. Von daher muss ich der L.A.-Szene sogar ein großes Lob aussprechen, denn sie half uns, einen eigenen Stil zu entwickeln. Wir waren auf dem totalen Anti-Trip. Aber als wir in die Bay Area zogen und Cliff und Kirk bei METALLICA einstiegen, änderten sich die Dinge. Brian Slagel (Präsident von Metal Blade Records und Entdecker von METALLICA - Red.) hatte uns angeboten, im Rahmen der "Metal Massacre"-Tour eine Show in San Francisco zu spielen, denn weil Cirith Ungol gecancelt hatten, war noch ein Platz frei. Wir traten im "Stone Club" auf, und bei diesem Gig sah uns Cliff das allererste Mal. Als wir auf die Bühne gingen, bemerkten wir sofort, dass die Leute ausschließlich wegen der Musik gekommen waren. Da war niemand, weil der "Stone Club" eine tolle Bar hatte oder es gerade trendy war, in dieser Szene rumzuhängen. Die Leute standen direkt an der Bühne und wollten UNS sehen. Einer meiner bleibendsten Eindrücke aus dieser Zeit ist ein Metalfan, der während des gesamten Auftritts unserer Vorband Bitch mit dem Rücken zur Bühne stand und ihnen dabei den Mittelfinger zeigte. Auf seiner Jacke trug er einen riesigen METALLICA-Aufnäher, und ich sagte zu Lars: "Wenn das kein Die-hard-Fan von uns ist, dann finden wir nie mehr einen!" Von diesem Zeitpunkt an waren wir in der Bay Area angekommen und wurden fester Bestandteil der Szene. Wenn keine Shows stattfanden, kauften wir uns Bier und hingen am Abend mit anderen Bands und Freunden auf Strawberry Hill (ein Berg in der Mitte des Golden Gate Park in San Francisco - Red.) ab. Dabei haben wir aus unseren Ghettoblastern Motörhead, Tank und andere Bands gehört. Wir betranken uns und bangten um die Wette. Das war unsere Szene, wir waren wie eine kleine Familie, in der jeder dieselben Leidenschaften wie der andere hatte.«
THOMAS KUPFER
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Das komplette, sehr ausführliche Gespräch zwischen James Hetfield und Robb Flynn sowie weitere spannende Thrash-Storys (u.a. ein Treffen von Exodus-Gitarrist Gary Holt mit Overkill-Sänger Blitz) findet ihr im aktuellen ROCK HARD, das im Zeitschriftenhandel erhältlich ist. Weitere Infos zur aktuellen Ausgabe gibt´s hier.
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